Das Ende des Wohnbaubooms ist in Sicht, künftig wird weniger gebaut 05
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Das Ende des Wohnbaubooms ist in Sicht, künftig wird weniger gebaut

Noch sind es viele Kräne, die hierzulande in den Himmel ragen und das Stadtbild prägen. Doch in den nächsten Jahren werden sie weniger werden. Denn so viele neue Wohnungen, wie in den vergangenen Jahren aus dem Boden gestampft wurden, werden in absehbarer Zeit nicht mehr gebaut werden. Dies ist ein Trend, den Ökonomen erwarten.

Das belegen aktuelle Zahlen: Zwischen 2011 und 2019 wurden durchschnittlich 61.000 neue Wohneinheiten pro Jahr in Österreich errichtet. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten, der gestiegenen Kosten für Baumaterialien und der verteuerten Finanzierung haben zahlreiche Bauträger ihre Bauprojekte vorerst eingestellt oder verschoben.

Auftragsbücher leeren sich

Auch im Baugewerbe leeren sich die Auftragsbücher zunehmend, denn die Branche spürt den Abschwung der Baukonjunktur gleich mehrfach: Nachdem infolge der Lieferengpässe die Preise für Baustoffe gestiegen sind, heizten die hohen Energiepreise diese Entwicklung zusätzlich an. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen sinkt, weil viele potenzielle Käufer wegen der KIM-Verordnung keinen Kredit bekommen oder generell vorsichtiger geworden sind.

Mit Blick auf die rückläufigen Wohnbaubewilligungszahlen prognostiziert die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) einen Rückgang der Fertigstellungen um 9,4 Prozent im Jahr 2023. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 wird sogar mit einem Rückgang der Fertigstellungen um 20,2 Prozent gerechnet.

Gemeinnützige Bauträger unter Druck

 In manchen Regionen herrscht laut OeNB bereits ein Mangel – vor allem an günstigem Wohnraum. Doch auch hier bricht der Wohnbau ein: „Gab es im Jahr 2019 über 22.100 bewilligte Wohneinheiten in der Bundeshauptstadt, so waren es 2022 nicht einmal mehr die Hälfte. Im Jahr 2024 rechnen wir nur mehr mit 12.000 Wohneinheiten, für 2025 nur noch mit 7.500“, bezifferte Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in Wien. Nicht nur die gewerblichen Bauträger, auch die gemeinnützigen bekommen die Abkühlung der Baukonjunktur zu spüren. Im September hat der Vorstand der Wien Süd im KURIER-Gespräch gesagt, dass es fast nicht möglich sei, Neubauten umzusetzen.

„Die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen gemeinnütziger Bauvereinigungen beläuft sich mit Anfang 2023 auf 29.200“, analysiert Herwig Pernsteiner, Verbandsobmann-Stellvertreter der Gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV). 2022 waren es noch über 32.000 Wohnungen gewesen. Noch deutlicher sind die Baubewilligungen zurückgegangen, die um 24 Prozent unter dem 10-Jahresschnitt liegen. Sie zeigen, dass in den kommenden Jahren weniger neue Wohnungen auf den Markt kommen werden.

„Wenn in den ersten Bundesländern gemeinnützige Bauträger verkünden müssen, dass sie aktuell nicht mehr bauen können, muss das ein Warnsignal für die Branche und die Politik sein“, sagt der Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, Klaus Baringer. Hier müssten die Fördermittel für den Wohnbau aufgestockt werden, fordert er. „Nur so kann man langfristig leistbares Wohnen für möglichst viele Menschen in Österreich gewährleisten.“ Experten warnen vor einer starken Verknappung des Angebots, denn dies würde die Wohnungspreise wieder in die Höhe treiben – gerade jetzt, wo die Preise nach jahrelangem Höhenflug erstmals nachgeben.

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