Preise für Einfamilienhäuser steigen deutlich 03
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Preise für Einfamilienhäuser steigen deutlich

Die Nachfrage nach Wohnungen in Österreich ist nach wie vor ungebrochen. Sie ist der stärkste Treiber für die stetig steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt. Allein im vierten Quartal legten sie in allen Segmenten um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Insgesamt verteuerten sich Immobilien in Österreich 2020 um sieben Prozent, haben die jüngsten Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ergeben. 2019 waren es noch 3,9 Prozent. Die zunehmende Sorge um eine Überhitzung des österreichischen Immobilienmarkts wird immer berechtigter. 

Die Pandemie hat den ohnehin schon hohen Bedarf nach Wohnimmobilien befeuert. Die zahlreichen Ausgangssperren haben dazu geführt, dass sich viele Menschen mit ihrer aktuellen Wohnsituation auseinandersetzen mussten. Nicht wenige sind dabei zu dem Schluss gekommen, dass ein Haus im Grünen oder ein Garten es erträglicher machen, zu Hause eingesperrt zu sein und/oder im Home-Office arbeiten zu müssen.
Also haben sich recht viele in Österreich gleichzeitig nach Einfamilienhäusern umgesehen – vor allem die Wiener. 

Das hat in diesem Segment in Wien im vierten Quartal 2020 zu einem Preisanstieg von 17,2 Prozent geführt – und damit das bereits überaus starke Vorquartal, in dem ein Plus von 13,8 Prozent verzeichnet wurde, noch einmal übertroffen.

Die OeNB-Studienautoren relativieren diesen drastischen Anstieg aber, indem sie darauf hinweisen, dass Einfamilienhäuser in Wien ein kleines Segment seien und es dadurch oft zu Preisausschlägen kommen würde.

Doch der Unterschied zum restlichen Bundesgebiet ist gar nicht so groß: Die Preise für Einfamilienhäuser stiegen auch ohne Wien im vierten Quartal um 11,4 Prozent, im dritten um 12,1 Prozent. Die Nachfrage nach gebrauchten Eigentumswohnungen blieb im vierten Quartal österreichweit mit knapp acht Prozent auf hohem Niveau. In Wien lag dieser Wert bei 9,5 Prozent.

Zwar wird in der OeNB-Erhebung festgehalten, dass sich der Preisanstieg quartalsweise betrachtet gegen Jahresende abgeschwächt hat, aber dennoch wird vor einer zunehmenden Überhitzung des Wohnimmobilienmarkts gewarnt. 

Konditionen weiterhin günstig 

Der sogenannte Fundamentalpreisindikator, der die Abweichung der Marktpreise von den fundamental begründeten Preisen misst – also eine Art Frühwarnsystem für Marktverzerrungen –, verzeichnete einen Anstieg im Vergleich zum Vorquartal um 2,7 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent. In Wien liegt dieser Wert bei 24,1 Prozent. Viele betrachten diese Entwicklungen mit großer Sorge. Sie befürchten, dass es in diesem Segment zu einer Immobilienblase kommen könnte.
Eng mit solchen Sorgen hängt die Kreditvergabe für Wohnimmobilien zusammen. Das Kreditwachstum hat sich hier zwar laut OeNB etwas verlangsamt, lag im Dezember 2020 aber weiterhin bei vergleichsweise hohen 5,4 Prozent.

Die Konditionen für Wohnbaukredite bleiben dank der EZB-Niedrigzinspolitik weiterhin günstig. Der Zinssatz für private Haushalte lag Ende 2020 im Durchschnitt bei 1,27 Prozent. Der effektive Jahreszinssatz, darin sind alle für einen Kredit anfallenden Kosten einberechnet, lag mit 1,64 Prozent um 16 Basispunkte unter dem Vergleichsmonat des Vorjahres.

Viele Banken haben indes im Laufe des zweiten Halbjahrs 2020 ihre Kreditrichtlinien verschärft – auch deswegen, um den Schaden der sich andeutenden Kreditausfälle möglichst gering zu halten. 

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