Auf der Dachterrasse des siebenstöckigen Gebäudes von Ikea beim Wiener Westbahnhof wird auf Hochtouren gearbeitet. Die bereits vor einigen Wochen angelieferten Bäume - 160 an der Zahl - in ihren riesigen Trögen, wurden bereits in Stellung gebracht. Die Baugerüste sind noch da. Es gibt also einiges zu tun. Bei einem Rundgang um das von Querfeld Architekten in Leichtbauweise errichtete 31 Meter hohe Einrichtungshaus, fällt allen voran die teilweise mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Fassade auf. Am vergangenen Donnerstag gab Ikea bei einer Baustellenführung das Eröffnungsdatum seines neuen „Hus" bekannt: Am 26. August kann es dann also losgehen mit dem Möbelschauen und Shoppen.
Das neue Konzept ist gänzlich auf Fußgänger, Öffi-Nutzer sowie Radfahrer ausgerichtet. „Wir wagen dieses Experiment, weil sich das Kundenverhalten und auch die Mobilitätsgewohnheiten rasant verändert haben“, erklärt Rodolphe de Campos, Country Finance Manager bei Ikea Österreich. Man darf gespannt sein, ob die Käufer das so annehmen, denn Parkgaragen (für PKW) gibt es rund um den neuen City-Store einige. Aber wer von Servietten über Teppiche bis hin zum Garderobenständer nicht alles per U-Bahn heimschleppen möchte, kann sich eines Zustelldienstes bedienen und einstweilen seine Einkäufe in eigens dafür vorgesehenen Schließfächern im Store verstauen.
Das Einkaufen beim Möbelschweden soll vor allem noch digitaler werden: Per Ikea App am eigenen Smartphone werden die gewünschten Produkte bestellt, gescannt, bezahlt. „Die Funktion `Scan & Pay` erweitert die App um die Möglichkeit, die Lieblingsprodukte mit der Ikea App im Store selbst zu scannen“, sagt Claudio Winkler, Country Digital Manager. Das Warenlager befindet sich in einem vollautomatisierten Lager im Kellergeschoß. Die Produkte werden mithilfe von Transferschlitten, Robotern und Förderbändern ein- und auslagert sowie mit Warenaufzügen im gesamten Gebäude verteilt.
Das Einrichtungshaus nutzt insgesamt fünf Ebenen für den Verkauf (3600 m2 pro Etage). In den beiden oberen Stockwerken befindet sich die Accor Hotelmarke Jo & Joe, deren Hospitality-Konzept sich vor allem an junge Menschen und Geschäftsreisende richtet. Für weiteres Service sorgen vier Geschäfte (Apotheke, Hörgerätestudio, Friseur und Bäckerei), die schon zuvor angesiedelt waren. Die Dachterrasse mit Ausblick über ganz Wien kann täglich bis 21 Uhr von der Öffentlichkeit genutzt werden – ohne Konsumationszwang. Im Herbst werden dann Bienenstöcke am Dach platziert. „Die Fassaden- und Dachbegrünung ist entsprechend unserer Wurzeln von den schwedischen Wäldern und National Parks inspiriert“, erklärt Maimuna Mosser, Country Business Development Managerin. Die Investitionskosten für den Stadt-Ikea belaufen sich auf 140 Millionen Euro. Davon kosteten die Bäume 1,2 Millionen Euro.
Bis zur Eröffnung am 26. August ist ein Gärtner damit beschäftigt, dass etwa die Nordmanntanne im überdimensionalen Topf keinen Hitzschlag am Dach bekommt. Geplant ist weiters, dass an einem Hitzetag die Nachbarschaft aufgrund der Begrünung um bis zu -1,5°C abgekühlt werden kann. Zusätzlich wurden am Gebäudedach Fotovoltaikanlagen installiert, die eine Leistung von 88 kWp haben, insgesamt 13 Tonnen wiegen und rund 800 m² der gesamten Dachfläche überdecken.