„Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten“, schrieb einst Rainer Maria Rilke. Herbstfarben erfüllen Garten und Wohnraum mit Melancholie und sind Vorboten einer dunklen, kalten Jahreszeit.
Aber bevor der Eiswind einsetzt es unwirtlich wird, und man den Garten nur von drinnen genießen möchte, sollte man noch den letzten Rest Energie für dessen (vorsorgliche) Pflege aufwenden – und sich dadurch auch etwas Energie zurückholen. Jetzt im Herbst ist der ideale Zeitpunkt, um noch einmal besonders viel Zeit in den Garten zu investieren.
„Es ist den meisten Menschen gar nicht bewusst, aber jetzt im Herbst ist der perfekte Zeitpunkt, um neue Pflanzen im Garten zu setzen“, erklärt der Gartenexperte Wolfgang Praskac, dessen Gartencenter heuer das 145-jährige Jubiläum feiert.
Warum jetzt einpflanzen? „Oktober, November, ja sogar bis Weihnachten ist die beste Zeit für praktisch alle Gartenpflanzen. Denn wer das jetzt macht, hat in den Baumschulen nicht nur eine große Auswahl, sondern gibt den Pflanzen genügend Zeit“, so Praskac.
Die Pflanzen würden so schon sehr früh, also im Jänner und Februar, beginnen, sich einzuwurzeln. Und dann, so der Garten-Kenner, sind sie stabiler, sie wachsen schneller und man muss weniger gießen.
Außerdem: Es bestehe keine Erfrierungsgefahr, denn „unsere Winter haben sich verändert. Es ist wärmer, es gibt weniger Schnee. Das Winterrisiko existiert nicht“, erklärt Praskac. Damit habe sich auch die Gartensaison verlängert. „Etwa wie in Italien oder Kroatien – in Zukunft sollte man im Garten so arbeiten, wie in diesen Ländern und nicht zu früh beginnen den Garten aufzuräumen und alles zuzuschneiden.“
Trotzdem gilt: Was man vor Weihnachten erledigt, ist gut. So haben die Pflanzen und seine Gärtner Zeit, den Herbst im eigenen Grün zu genießen. Auch Blumenzwiebel sollte man jetzt legen und den Rasen gut düngen, damit dieser gut genährt in den Winter geht.
Das Gras wachse außerdem bis Mitte Oktober, man sollte also nicht zu früh aufhören zu mähen.
Und wenn die Blätter fallen, „einfach liegen lassen“, rät der Experte. Dann nämlich erhält der Boden eine natürlich Schutzdecke und das Bodenleben verarbeitet die Blätter, gibt Nährstoffe und sorgt für ein ideales und vielfältiges Bodenmilieu, weiß auch Dominik Schreiber, Baum- und Gartenexperte bei der Baum- und Rebschule Schreiber.
Außerdem würden Unkraut und herabgefallene Blätter den Boden davor schützen, dass das Wasser durch die Sonne verdunstet, bevor es zu den Wurzeln gelangt. „Pflanzen haben einen Stoffwechsel, wie wir Menschen“, der Boden also brauche ein diverses Menü. Das führe auch zu einer guten Bodenbiologie.
Der Baumschnitt ist ein besonders heikles Kapitel der Gartenpflege und hier scheiden sich die Geister. Wolfgang Praskac meint, man könne alle Pflanzen von der Staude bis zu Obstbäumen im Winter gut schneiden und dafür gut den November und Dezember nutzen.
Dominik Schreiber ist hier vorsichtiger. „Man kann hier keine pauschale Aussage machen. Jeder Baum muss individuell behandelt werden. Alle Regeln, die pauschal gegeben werden, sind zu 90 Prozent falsch“, so Schreiber. Aber es gebe ein paar Schnittregeln und ein pflanzliches Wuchsgesetz: Je stärker man schneidet, desto stärker wird der Baum wachsen.
Denn er möchte dann an der Schnittstelle seine Wunden heilen und den Verlust kompensieren. Außerdem solle man möglichst früh im Herbst schneiden und knapp abschneiden. Sonst schaffe es der Baum möglicherweise nicht mehr, die höheren Stummel und Wunden zu heilen. Die Wunden blieben dann im Winter offen und der Baum wäre anfällig für Pilze, Bakterien und Infektionen.
Weitere Wunden im Winter könnten durch Frostrisse in der Rinde entstehen. Ein guter Tipp ist dabei das „Weißeln“. Dabei bestreicht man die Baumstämme mit weißer Kalkfarbe aus dem Baumarkt. Junge Steinobstbäume bis etwa 7 Jahre, also Marillen, Zwetschgen, Kirschen, sind dabei besonders sensibel, anders als die klassischen Kernobstbäume, Birnen und Äpfel.
Die Risse entstehen durch die Temperaturunterschiede im Winter. Und zwar, wenn sich eine Seite der Pflanze durch die Sonnenstrahlen erwärmt. Die weiße Farbe am Baumstamm reflektiert und schützt. „Dafür muss es nicht einmal frieren. Das Weißeln kann Frostrisse leider nicht hundertprozentig verhindern“, bedauert Schreiber.
Der Jammer mit der Fruchtmumie, kann das Obstgartenherz schwer treffen. Die folgenschwere Baumkrankheit Fruchtmonilia entsteht durch Pilzbefall. Wer hier falsch handelt, kann seinen liebsten Obstbaum verlieren.
Wichtig: Die befallenen Früchte keinesfalls am Baum lassen, sonst könnte sich der Pilz weiterausbreiten, sich in den Stamm fressen und zu Spitzdürre führen. Es reicht, laut Schreiber, die befallenen Früchte, häufig ist hier Steinobst befallen, auf den Boden fallen zu lassen – der Boden verarbeitet die fruchtigen Überreste selbst.
Regenwürmer und andere Insekten tragen sie in den Boden und sorgen für die „krümelige Bodenstruktur“, weiß Schreiber.
Andere Insekten allerdings bereiten den Obstbaumbesitzern Kummer und Sorgen: Schädlinge, wie Würmer etwa.
Die schlechte Nachricht: „Jetzt sind Insektenmaßnahmen total fehl am Platz, man kann im Herbst eigentlich nichts gegen Schädlinge tun.“ Einzig mit Leimringen können Apfelwickler oder andere Schädlinge davon abgehalten werden, sich zum Eierlegen und Überwintern in die Rinden einzunisten. Das leidige Wurmthema ist dann im Frühling wieder aktuell.
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