Umwidmungen von Waldgebieten in Bauland, dort, wo es Angrenzungen zu bestehendem Siedlungsraum gibt und es ökologisch vertretbar ist. Unter anderem diese Maßnahme fordert Philipp Reisinger, Fachgruppenobmann der Tiroler Immobilien- und Vermögenstreuhänder, für die Schaffung von mehr leistbarem Wohnraum.
Als ambivalent bezeichnet Philipp Reisinger, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Tirol, die Situation des Immobilienmarktes in seinem Bundesland. Er konkretisiert: „Die Ausgangsbasis der Immobilienwirtschaft in Tirol bildet ein Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro im Vorjahr. Die Nachfrage, speziell nach Wohnliegenschaften auch während des Lockdowns, war ungebrochen. So setzten wir noch vor einigen Wochen hohe Erwartungen in das Volumen für 2020. Was die aktuell steigenden Fallzahlen bedeuten, kann niemand voraussagen.“
Das Interesse der Tiroler, ins eigene Land zu investieren und hier Grund und Boden zu erwerben, ist unverändert vorhanden. Erschwert wird dies durch die eher zurückhaltende Vergabe von Krediten. Banken werden laut Reisinger nicht unerheblichen Beträge wertberichtigen müssen. Inwieweit sich das 2021 verschärfen wird, bleibe abzuwarten.
Besonders nachgefragt ist Innsbruck, das das Schicksal mit Städten ähnlicher Größe teilt. Denn der Drang in den Ballungsraum in Verbindung mit einer zu niedrigen Neubauleistung führt zu einem Mietpreisanstieg. Reisinger gibt zu bedenken, dass viele Analysen außer Acht lassen, dass es sich bei Mietwohnungen „Neu“ um Einheiten bester Güte handelt und die diesbezüglichen Zinse deswegen höher als jene im Altbau seien. „Diese Neu-Klasse vermehrt sich, die Wohnungen im Altbau selbstverständlich nicht. Daher ergibt sich, wenn man das vermischt, ein verzerrtes Bild. Außerdem sind die Ansprüche der Mieter deutlich gestiegen. Wir reden hier nicht von WC und Wasser am Gang, aber durchaus von der Qualität und dem Design der Fliesen sowie des Bodenbelages“, so der Fachgruppenobmann weiter.
Vor dem Hintergrund der Miet- und Kaufpreiserhöhungen setzen das Land Tirol und die Stadt Innsbruck fast ausschließlich auf gemeinnützige Bauträger. Die Gewerblichen seien vom sozialen Wohnungsbau quasi ausgeschlossen. Reisinger fährt fort: „Dazu kommt die einseitige Benachteiligung unserer gewerblichen Bauträger bei vielen Umwidmungs- und Bauverfahren. Klar konzentrieren sie sich dann auf die Käuferschicht im Exklusivbereich.“ Er schlägt, um adäquaten Wohnraum für Tiroler leistbar zu machen, drei Maßnahmen vor: Erstens faire Förderungen, die die tatsächlichen Grundstückswerte und Mietzinse auf dem freien Markt berücksichtigen. Zweitens eine Vereinfachung der Behördenverfahren, um die Wohnbaukosten zu senken. Und schließlich drittens Umwidmungen von Waldgebieten in Bauland, dort, wo es Angrenzungen zum bestehenden Siedlungsraum gibt und es ökologisch vertretbar ist.
Bild: Der Drang in die Stadt gepaart mit einer zu niedrigen Neubauleistung führt in Innsbruck zu Mietpreisanstiegen.
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