Bis 2040 soll Österreich klimaneutral werden. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen soll in zwei Schritten erfolgen: Kohle und Öl dürfen nur mehr bis 2035 für die Raumheizung eingesetzt werden, Erdgas bis 2040.
Ein Ziel, das mit Blick auf die aktuellen Heizformen der österreichischen Haushalte noch in weiter Ferne liegt. Der Status quo sieht nämlich so aus: Mehr als 900.000 Haushalte in Österreich heizen laut Statistik Austria aktuell mit Erdgas, über 600.000 mit Heizöl. In Summe sorgen also immer noch in fast 40 Prozent der Haushalte fossile Brennstoffe für die notwendige Wärme. Wie also soll man die Wende schaffen?
Ganz so einfach ist das nicht, weiß Elisabeth Berger von der Vereinigung österreichischer Kessellieferanten: „Gerade im städtischen Bereich, wo in den meisten mehrgeschossigen Wohnungen Gasthermen eingebaut sind, ist es extrem aufwendig, auf neue Technologien umzusteigen.“ Um in bestehenden Wohnungen neue Energiesysteme zu installieren, wäre eine Komplettsanierung nötig. Abgesehen davon ist so ein Technologie-Wechsel mit hohen Kosten verbunden.
Berger ist der Ansicht, dass man hier auf erneuerbare Energieträger setzen sollte, statt die Menschen zum Kauf neuer Systeme zu zwingen. „Auch für Erdgas gibt es eine klimaneutrale Alternative: Grünes Gas“, erklärt Berger. Darunter fällt zum einen aufbereitetes Biogas, das aus Pflanzen, aber auch aus tierischen Ausscheidungen und Bio-Abfall gewonnen wird. Zum anderen gehört dazu auch Wasserstoff. Dieser wird mithilfe von Strom, möglichst aus erneuerbaren Quellen, aus Wasser abgespalten und kann danach wieder in elektrische Energie umgewandelt werden.
Grüner Wasserstoff wird derzeit freilich nur in Testanlagen produziert. Von Mengen, wie sie die Industrie benötigen würde, ist die Produktion noch weit entfernt. Und auch die Biogasproduktion ist in Österreich vorerst überschaubar. Laut österreichischem Kompost & Biogas Verband, der alle Biogasanlagenbetreiber vertritt, sind derzeit etwa 300 Biogasanlagen in Betrieb. Die meisten befinden sich in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark. Auch zahlreiche Energieversorger bieten bereits Grünes Gas und/oder Öko-Strom an. Laut Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbandes Gas Wärme sind das zum Beispiel: „EVN, Wien Energie, Energie Steiermark, Energie AG Oberösterreich, easy green energy, LINZ GAS Vertrieb oder auch die oekostrom AG.“
Für Konsumenten stellt der Wechsel zum klimafreundlichen Gas laut Mock kein Problem dar: „Bei der Umstellung von Erdgas auf Grünes Gas gibt es keine technischen Probleme beim Kunden. Alle Geräte (Therme und auch Gasherd) können wie bisher weiterverwendet werden.“
Im städtischen Bereich, vor allem in mehrgeschossgen Wohnbauten, wird man also um das Heizen mit Gas nicht ganz umhinkommen. Ob sich das Grüne Gas allerdings wirklich durchsetzen wird, ist noch nicht absehbar. „Hier bräuchten die Gaskunden eine Förderung der Produktion und Einspeisung von Grünem Gas in das Gasnetz“, appelliert Mock an die Politik.
Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern am Stadtrand oder Land sei man flexibler, erklärt Elisabeth Berger: „Hier kann man zum Beispiel mit CO2-neutralen Brennstoffen wie Pellets oder Holz heizen – um die Feinstaubemission zu reduzieren, jedoch nur in speziellen, hochqualitativen, automatischen Holzheizungen“. Eine gute Alternative im ländlichen Bereich stelle auch die Wärmepumpe dar. Sie macht allerdings nur dann Sinn, wenn die Häuser mit modernster Dämmung gebaut und gut isoliert sind.
Bei Neubau-Wohnungen schließlich kommt inzwischen meist Fernwärme zum Einsatz. 1,2 Millionen Haushalte haben weder Heizung noch Therme, sondern sind direkt über gedämmte Rohrleitungen an Kraftwerke angeschlossen. Von dort fließen Warmwasser und Heizwärme durch die Rohre in die Haushalte und der abgekühlte Rücklauf wieder zurück ins Kraftwerk, wo er erneut gewärmt wird. Dieses Kreislaufsystem ist sicher und effizient, hat aber auch Nachteile: „Man ist immer abhängig vom Anbieter. Denn bei der Fernwärme sind das nur die Wien Energie und die Energie Steiermark. Man kann also weder den Anbieter wechseln noch die Energieform“, erklärt Berger.
Und ganz so umweltfreundlich, wie es scheint, sei diese Heizform auch nicht: „Zirka die Hälfte der Fernwärme wird derzeit fossil produziert und hängt damit zumindest teilweise an importiertem Erdgas. Die Wärme aus der Müllverbrennungsanlage in Wien reicht gerade einmal für das Warmwasser“, erklärt Michael Mock vom Fachverband.
Wärmepumpen beziehen rund drei Viertel ihrer Energie aus Luft, Wasser oder der Erde. Diese Umgebungswärme geben sie an das Haus ab. Das geschieht durch ein Kältemittel, das deutlich kälter ist als dieaufgenommene Außenluft. Diese erwärmt dann das Kältemittel undbringt es zum Verdampfen. Wie bei einem Dampfkochtopf wird der Dampf verdichtet. Dadurch entsteht die zum Heizen nötige Wärme-Energie.
Wärmepumpen lassen sich in unterschiedliche Anlagen-Typen einteilen. Funktion, Energie-Effizienz und auch die Installation sind sehr
unterschiedlich. Darauf sollte man im Vorfeld bei der Planung achten. Elisabeth Berger von der Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten klärt auf: „Das am heimischen Markt beherrschende System ist derzeit die Luft-Wärmepumpe. Die ist nicht nur preislich am günstigsten, sondern auch super, wenn es draußen ein paar Grad Plus hat.
Denn sie entzieht der Außen- oder Raumluft Wärme.“ Bei der Wasser-Wärmepumpe wird die Wärme aus dem Grundwasser erzeugt. Die Grundwassertemperatur liegt in Österreich zwischen acht und zwölf Grad Celsius. Damit startet die Wasser-Wärmepumpe mit einem höheren Temperaturniveau als andere Wärmepumpen. „Dafür ist jedoch im Vorfeld eine Tiefbohrung nötig“ , erklärt Berger.
Hybridgeräte sind am heimischen Markt derzeit noch ein Nischenprodukt. Doch im Kontext der Energiewende gewinnen diese Systeme immer mehr an Bedeutung. Sie ermöglichen es, erneuerbare Energie-Anlagen im Bestand sinnvoll einzusetzen. Bei den Hybridheizungen kommen zwei unabhängige Wärmeerzeuger zum Einsatz. Ein typisches Beispiel dafür: „Eine Gasheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe“, erklärt Berger, Geschäftsführerin der VKÖ. Die Gasheizung kommt dann tatsächlich nur zum Einsatz, „wenn es in den kalten Monaten unter 0 Grad beträgt“.
Der Vorteil des Systems: „Der Energiemix bietet die Freiheit, den jeweils günstigeren Energieträger zu nutzen. Ganz nach der jeweiligen Situation auf dem Energiemarkt kann man die Regelung so einstellen, dass immer die effizienteste Betriebsweise ausgewählt wird“, so die Expertin. Aber:„Hybridgeräte werden in Österreich nicht gefördert.“ Ein solches Gerät kostet derzeit um die 20.000 Euro. Berger ist überzeugt: „ Nicht die Konzentration auf ein einziges System ist notwendig, sondern die Entscheidung für eine Technologie- und Energievielfalt. In diesem Sinn ist das Schlagwort Hybrid nicht nur in der Mobilität, sondern auch im Wärmebereich eine tolle Lösung.
Holzpellets sind stäbchenförmig und werden vollständig oder überwiegend aus Holz oder Holzabfällen hergestellt. Pellets sind günstiger als fossile Brennstoffe wie Heizöl oder Erdgas und die Preisentwicklung ist somit unabhängig von den Energieanbieterpreisen. Ein wesentlicher Vorteil für die Umwelt ist die - neutrale Eigenschaft von Holz bei der Verbrennung. Es wird nur so viel freigesetzt, wie der Baum während seines Wachstums aufgenommen hat.
Jedoch darf man nicht vergessen, dass: „Bei der Verbrennung von Pellets Feinstaub abgegeben wird“, erklärt Berger. Außerdem ist Holz ein langsam nachwachsender Rohstoff, sollte der Trend also weiterhin verstärkt in Richtung Pellets gehen, könnte es langfristig zu Versorgungsengpässen kommen. Derzeit bieten die Holzpellets aber eine hohe Versorgungssicherheit, da das Holzvorkommen in Österreich hoch – und ein laufend nachwachsender Rohstoff ist.