Holz ist in den vergangenen Jahren zum universal einsetzbaren Baustoff geworden – nicht nur für Einfamilienhäuser, auch für mehrstöckige Bauten. Der steirische Holzbaupreis holt gelungene Projekte vor den Vorhang. Beurteilt wurde, wie innovativ und konsequent Holz eingesetzt wurde. Ausgelobt wurde der Preis von der Landesinnung Holzbau und „Besser mit Holz“, 180 Projekte wurden eingereicht.
Als „Privater Wohnbau“ ging der Preis an das Haus D, geplant von dunkelschwarz ZT und errichtet von Holzbau Steinbrecher & Köberl. Die Jury lobte, dass der Versuchung, Holz alpin-folkloristisch einzusetzen, nicht nachgegeben wurde. Die Fassade bleibt klar und reduziert. Architektonisch innovativ wurden differenzierte Raumvolumina für eine große Familie geplant.
Das Haus Desimi wurde von LP Architektur geplant und ausgeführt von Holzbau Luttenberger. Das Gebäude ist ein Holzhaus durch und durch. Sägeraue Lärche im Außenbereich, Fichtenwände und gekalkte Lärchenböden im Inneren signalisieren, dass die umgebenden Bäume nicht nur Kulisse sind. Die Fensteröffnungen holen den Wald herein, aus dem das Haus selbst ja eigentlich besteht. Großzügige Fenstersimse laden zum Draufsitzen und Rausschauen ein.
Der erste Gewinner dieser Kategorie ist das Reininghaus Quartier 7 in Graz, geplant von Hohensinn und Balloon Architekten, ausgeführt von Strobl Bau- und Holzbau. Die Bauten mit bis zu sechs Geschossen sind wegweisend für den Holzbau in der Stadt. Teile des Projekts wurden komplett aus Holz errichtet - inklusive der Erschließungskerne und Stiegenhäuser.
Ebenfalls als mehrgeschossiger Wohnbau prämiert: Das Ortszentrum Stanz, von Kulmer Holz- und Leimbau nach Plänen von Nussmüller Architekten errichtet. Das neue Ortszentrum als Holzbau ist eine konsequente bauliche Umsetzung der gemeindeerneuernden Initiative: Der Nahversorger mit Lebensmitteln aus der Region im Erdgeschoss, darüber günstige Wohnungen, bewusst für Junge und Senioren. Klare räumliche Strukturen und Lauben schaffen neue Begegnungszonen und Zwischenräume. Ein Holzbau in diesem Preissegment ist ein deutliches Signal für leistbares und hochwertiges Wohnen.
Das Koowo Eggersdorf ist Preisträger für „Humanes Wohnen“, geplant von Schwarz.Platzer. Architekten ZT, ausgeführt von Strobl Bau- und Holzbau. Das gemeinschaftliche Wohnprojekt KooWo setzt auf Partizipation. Es versteht sich als Kontrapunkt zur Zersiedelungsproblematik durch Einfamilienhäuser im weiteren Umland der Stadt. Der KooWo-Holzbau berücksichtigt, dass gemeinsames Wohnen auch das Private, Abgeschlossene braucht: Gemeinschaft ist möglich, aber nicht erzwungen. Die Mischung aus gemeinsamen, halböffentlichen und privaten Bereichen zeichnet das Projekt architektonisch und inhaltlich aus. Die drei neu errichteten Baukörper mit jeweils mehreren Wohneinheiten öffnen sich zur Mitte hin, schließen sie aber nicht ab. Harmonisch halten sie die Balance zwischen „offen für Besucher“ und „privat für Bewohner“.
Als Bildungsbau wurde der Kindergarten Deutsch Goritz nach Plänen von Ganster Architektur ausgezeichnet, gebaut von Ing. Röck GmbH. Hier engt nichts ein, hier kann jedes Kind wachsen, ohne vom Bauvolumen überwältigt zu sein. Holz und Glas setzen das transparente und überraschende Raumkonzept konsequent um, bieten offene Durchblicke, schließen Rückzugsräume (und somit Erholungsräume) aber nicht aus. Der Innen- und Außenbereich fließt funktional optimal ineinander und eröffnen baulich Freiheiten. Die überdachte Holzterrasse macht auch ein Spielen draußen im Regen möglich und an dunkleren Tagen erfreut man sich an den zwei beleuchteten Lagerboxen.
Der Firmensitz der Firma Legero United in Graz überzeugte, ausgeführt von Lieb Bau Weiz, geplant von Dietrich Untertrifaller Architekten. Ein konstruktiv und architektonisch herausragendes Projekt, das die Leistungsfähigkeit des Baustoffes Holz mit großen Spannweiten belegt, ohne das architektonische Feingefühl für die Raumgrößen zu verlieren. Das Projekt wurde mit Mitarbeiterbeteiligung geplant. Die Trägerstruktur mit 36 Metern Länge (ohne Durchlaufträger!) ist gekonnt umgesetzt und bleibt leichtfüßig trotz der Spannweite. Trotz viel befahrener Straße und Autobahnnähe sorgt der Holzbau und ein wunderbarer Atriumgarten für Intimität und Campus-Atmosphäre. Architektur und Ingenieurholzbau haben sich hier optimal ergänzt gefunden.
Eine holzgewordene Einladung an die Bürger von Großweikersdorf ist das neue Gemeindezentrum. Gleich neben der Kirche öffnet es sich zum Hauptplatz. Konstruktiv einfach und schön ist der Holzbau, ausgereift ist die innere Struktur und lebendig durch die sichtbare Holzkonstruktion.
Das temporäre Kunstprojekt ist ein Aussichtspunkt: „The Graz Virgil“ am Schlossberg, geplant von Alexander Krischner, ausgeführt von HHH Holz & Bau. Die Idee: jeden Tag beobachtet ein Mensch die Stadt Graz vom Schlossberg aus (also eine Art Wächter) und notiert seine Beobachtungen. Dieses „Hinunterblicken auf die Stadt“ erfolgte von einem Holzpavillon aus. In seiner Reduziertheit lenkte er seinen Blick – ähnlich einem Fernrohr – auf die Stadt und nicht auf die nähere Umgebung. Die hochwertige handwerkliche Ausführung als Stadtmöbel unterstrich das konzentrierte „Wachen über die Stadt“.
Der Milchviehstall Kranzbach von Holzbau Aigner eine zeitgemäße Umsetzung. Im Spannungsfeld zwischen finanziellen Möglichkeiten, technischem Zwängen und Bautradition stehen die Neubauten im Agrarbereich. So auch dieser Ennstaler Stall. Gebaut an den Altbestand, bringt er das Wohl der Tiere und die Technik zur Arbeitserleichterung für den Bauern unter ein Dach. Hervorgehoben: die präzise handwerkliche Leistung und die saubere Arbeit der Holzbaumeister. Für Nutzbauten nicht immer selbstverständlich. Der Holzbau ist durchgehend gehobelt, die Anschlussstellen präzise geschnitten und verarbeitet. Erkennbar ist das Nachdenken über die Bedeutung der Stall-Architektur für die Kulturlandschaft.