Modulbau mit Holz

Fertighäuser aus Holz finden immer mehr Liebhaber: Jedes dritte neu errichtete Fertighaus wird aus dem nachhaltigen Material errichtet. Geschätzt wird vor allem die ökologische Wohnatmosphäre.
Modulbau mit Holz
© IMMY
Fertighäuser aus Holz finden immer mehr Liebhaber: Jedes dritte neu errichtete Fertighaus wird aus dem nachhaltigen Material errichtet. Geschätzt wird vor allem die ökologische Wohnatmosphäre. 

 

"Ich bin von einem Ziegelmassivhaus in ein Fertighaus aus Holz umgezogen und genieße jetzt die angenehme Kühle im Sommer wie auch die wohlige Wärme im Winter.“ Der zufriedene Hausbesitzer heißt Ferdinand Perner und wohnt seit nunmehr neun Jahren auf 160 Quadratmetern in der Oststeiermark. Und er ist mit seiner Vorliebe nicht allein: Jedes dritte neu errichtete Fertighaus in Österreich ist aus Holz. Diese Zahl wird in der Branche gern und mit Stolz weitergereicht. Dabei könnten es noch mehr sein, ist die Wiener Architektin Regina Lettner überzeugt. „Doch mangelt es vielen Interessenten an
Wissen.“ „Und es gibt viele Vorurteile“, ergänzt Daniel Gruber vom Hersteller Vario-Haus. Das Unternehmen aus Wiener Neustadt hat sich mit anderen Playern zum Österreichischen Fertighausverband zusammengeschlossen und es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, diese Vorurteile auszuräumen. 

 

Der häufigste Irrglaube: Fertighäuser seien „von der Stange“ und nicht individuell veränderbar. Das stimme seit gut 20 Jahren nicht mehr, tönt es von den Herstellern unisono. Bei Häusern aus Holz werde jedes Heim einzeln nach Plänen von Bauberatern oder Architekten hergestellt. Viele Experten ersetzen daher das Wort „Fertighaus“ durch Begriffe wie „Holzsystembau“ oder „Holzrahmenbau“. Manche erkennen feine Bedeutungsunterschiede, im Grunde aber meinen alle das Gleiche: Die wesentlichen Elemente des künftigen Hauses, also Wände und Decken, werden nicht auf dem Baugrundstück von Handwerkern gezimmert, sondern in der Fabrikshalle mithilfe von computergesteuerten Maschinen vorgefertigt, auf die Baustelle geliefert und dort nur noch zusammengesetzt und montiert. 

 

Der höchste Vorfertigungsgrad liegt bei Modulhäusern vor, bei denen ganze Zimmer fixfertig auf der Baustelle ankommen und dort lediglich aneinandergestapelt werden. „Einfamilienhäuser aus Modulen gibt es in Österreich aber kaum, weil sich das nur lohnt, wenn man sein Heim später einmal zerlegen und an einem anderen Ort wieder zusammenbauen will“, weiß man beim Hersteller Haas-Haus im steirischen Großwilfersdorf. 

 

Mehr Platz durch integrierte Dämmung 

Dem vorgefertigten Holzbau gehöre jedenfalls die Zukunft, sagt Architektin Lettner, „der Trend heißt: Weg von der Baustelle!“ In der Werkhalle könne wetterunabhängig gearbeitet werden, die Bauzeit sei daher kurz und genauer planbar. Das spare Kosten. Zudem ermögliche die Automatisierung ein millimetergenaues, fehlerfreies Arbeiten, sodass kein Adaptieren während des Bauens notwendig sei. Fachmann Daniel Gruber: „Vorgefertigte Holzelemente haben auch den Vorteil, dass die Dämmung in die Wände integriert ist und nicht, wie beim Massivbau, zusätzlich angebracht werden muss.“ 

 

Die Experten sprechen von drei bis sechs Prozent mehr Wohnraum, der dadurch bei gleichen Außenmaßen des Hauses geschaffen werden kann. Der Wegfall des bei Massivhäusern üblichen Thermo- oder Vollwärmeschutzes habe zudem den Vorteil, dass es bei Holzbauten im Sommer zu keiner Überhitzung komme. Das ist jener Effekt, den Häuslbauer Perner so schätzt. Und Architektin Lettner prognostiziert, dass die immer strengeren Klimaschutzvorgaben zur Energieeinsparung künftig ohnehin nur von Holzhäusern schaffbar sein werden. 

 

Von der Planung zur Montage 

„Die erste Anlaufstelle für Holzfertighausinteressenten ist meist das Internet“, weiß Gruber. Initiativen wie Pro Holz Austria, der Österreichische Fertighausverband oder auch die produzierenden Unternehmen selbst stellen dort Informationen zur Verfügung. Meist folgen Gespräche mit mehreren Anbietern, eventuell der Besuch eines Musterhausparks wie der Blauen Lagune in Vösendorf. Hat man sich für einen Hersteller entschieden, werden in der Beratung die Bedürfnisse der künftigen Bewohner erhoben, die Pläne erstellt und bei den Behörden eingereicht. In der anschließenden Detailplanung werden die letzten Kleinigkeiten abgeklärt: Welcher Bodenbelag kommt wohin, wo befinden sich die Steckdosen usw. 

 

Dann werden in der Fertigungshalle die Maschinen angeworfen. „Das Herstellen der Teile für ein Haus braucht nur einen Tag“, sagt Gruber. Ebenfalls nur ein Tag wird im Optimalfall für die Montage vor Ort
einkalkuliert. Es folgen der Innenausbau, dessen Umfang vom Vorfertigungsgrad abhängt, sowie das Anbringen des Außenputzes. „Man muss dem Haus danach nicht unbedingt ansehen, dass es aus Holz und vorgefertigt ist“, sagen die Experten. Manche glauben, den Unterschied zu fühlen. „Die Atmosphäre ist einfach angenehmer“, sagt Perner nach neun Jahren Wohnen im Holz.