Der österreichische Immobilieninvestmentmarkt erfreute sich trotz der sich eintrübenden Rahmenbedingungen – Ukraine-Krise, Zinsentwicklung – auch im zweiten Quartal 2022 einer regen Transaktionstätigkeit. Nach einem bereits sehr guten Auftakt des Investmentmarktes im ersten Quartal mit einem umgesetzten Volumen von rund 960 Millionen Euro konnte das Transaktionsvolumen im zweiten Quartal mit knapp über einer Milliarde Euro noch leicht zulegen. Diese stabile Entwicklung (+10 % im Vergleich zum Vorjahr) ist vor dem Hintergrund der Herausforderungen erfreulich, da dies ein weiterer Beleg für die Krisenresistenz des heimischen Immobilienmarktes ist, dem die Eigentümer und Investoren Vertrauen schenken. Das konstatiert das aktuelle „Immobilieninvestmentmarkt-Update – H1 2022“ von EHL.
Die starke Sicherheitsorientierung der Investoren setzte sich im zweiten Quartal des Jahres fort. Sie führte zu einer guten Performance, insbesondere jener Assetklassen, die nach Einschätzung der Investoren hohe Sicherheit versprechen. So rangieren stark risikodiversifizierte Immobilien, die eine Mischnutzung aus mehreren Bereichen wie Einzelhandel, Büro, Wohnen sowie teils gewerblichen Wohnanteilen aufweisen, zum Halbjahresende mit einem Anteil von über 28,5 Prozent auf dem ersten Platz. Institutionelle Wohnprojekte, die in den letzten Jahren die Führungsrolle einnahmen, rutschten auch aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit mit einem Anteil von etwa 19 Prozent auf Platz 2, knapp vor Büro mit circa 16 Prozent.
Der Anteil der sehr gut performenden Assetklasse Logistik liegt im ersten Halbjahr aufgrund der Angebotsknappheit sowie der länger andauernden Transaktionsprozesse bislang nur bei 3 Prozent. Er wird sich im Jahresverlauf wohl noch deutlich steigern. Die von den Auswirkungen der Pandemie besonders getroffenen Bereiche Einzelhandel und Hotel verzeichnen verstärktes Investoreninteresse. Deswegen ist davon auszugehen, dass der aktuell im langjährigen Vergleich noch immer geringe Anteil dieser Assetklassen (Einzelhandel 15 %, Hotel 3 %) steigt.
Auf Käuferseite waren im ersten Halbjahr mit wenigen Ausnahmen (8 %) nahezu ausschließlich Investoren aus Deutschland (36 %) und Österreich (56 %) aktiv. Investoren außerhalb der DACH-Region sehen sich derzeit wieder verstärkt nach Ankaufmöglichkeiten um. Allerdings werden die ersten Abschlüsse dieser Käufergruppe noch etwas Zeit benötigen und sich vermutlich erst im dritten und vierten Quartal in der Statistik wiederfinden. Da die Märkte für die nächsten sechs Monate gemäß den Ankündigungen der EZB mehrere Zinsschritte erwarten, wird es im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 wieder zu verstärktem Interesse der überwiegend in Großbritannien und den USA angesiedelten Value-Add- und Private-Equity-Investoren kommen, welche sich auch in Österreich wieder auf der Suche nach Opportunitäten befinden.