Was bringt das neue Jahr für die Immobilienwirtschaft, für Mieter und Eigentümer sowie im Interieurbereich? Ein guter Indikator ist der Home Report von Trendforscherin Oona Horx-Strathern, der vor Kurzem veröffentlicht wurde. Sie ist überzeugt, dass sich das traditionelle Bauen verändern wird. „Wir müssen unsere Möbel, Häuser, Straßen, Städte und Umwelten grundlegend umgestalten“, so die Expertin zu Beginn des Reports. Häuser müssen so gebaut werden, dass man sie mittelfristig vollständig recyceln kann, Stichwort Kreislaufwirtschaft. Bauen mit Holz gewinnt an Bedeutung, auch im städtischen Bereich. Das Comeback des Dorfes hat sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet, die Sehnsucht nach Idylle und dem Leben in einer Gemeinschaft ist gestiegen. Bauträger sind dazu aufgerufen, diese Wünsche auch im städtischen oder stadtnahen Raum zu erfüllen. In Form von kleinteiligen Projekten und vielen Grünflächen, wie dem Village im Dritten (siehe Link ).
Was in der Stadt fehlt: Spielerische Räume und mehr Grünanlagen, denn sie dienen als Orte der Erholung und Bewegung. Wichtig: Sie müssen gut erreichbar sein. Nachholbedarf gibt es laut Horx-Strathern vielerorts bei Spielmöglichkeiten für Kinder.
Verspieltheit zieht jedenfalls im Interieur und der Raumgestaltung ein: Mit Accessoires in der fröhlichen, wenn auch außergewöhnlichen Trendfarbe „Very Peri“. Auch die Bedeutung der Küche, als Ort kreativen und achtsamen Schaffens steigt. Dabei wird sie, wie das ganze Zuhause, immer flexibler. Denn das ist die große Lehre, die bisher aus der Pandemie gezogen wurde: An Veränderungen müssen wir uns anpassen.
So entwickeln sich Markt und Preise; Fördergeld für Kesseltausch
Ein erster Ausblick, wie sich die Immobilienwirtschaft 2022 entwickeln wird, bietet die Studie „Emerging Trends in Real Estate“, die das Beratungsunternehmen PwC gemeinsam mit dem Urban Land Institute erstellt hat. Für die aktuelle Studie wurden 844 Entscheider von Immobilienfirmen, Investmentmanagern und andere Branchenexperten in Europa befragt. Es gibt trotz grundsätzlicher Zuversicht einige Unsicherheiten, die Immobilienmanager beschäftigt. An erster Stelle nennen die Befragten das Thema Cybersicherheit (67 Prozent), gefolgt von der Gefahr einer steigenden Inflation (59 Prozent) und Veränderungen bei den Zinssätzen (55 Prozent). Dazu kommen branchenspezifische Sorgen: Mit Blick auf 2022 sind das die steigenden Baukosten und die Verfügbarkeit von Ressourcen (88 Prozent), sowie die Notwendigkeit zur Dekarbonisierung (61 Prozent). „Das wahre Ausmaß der Pandemie wird sich erst in naher Zukunft zeigen“, ist Peter Fischer, Real Estate Leader bei PwC Österreich überzeugt.
Die Experten des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI) sind überzeugt, dass noch kein Ende der Preisrallye in Sicht ist, auch wenn die vielen frei finanzierten Neubauwohnungen in manchen Bereichen zu einer Stagnation führen. Ein weiteres Thema, das 2022 die Branche beschäftigen wird, sind Sanierungen und sauberes Heizen: Viele alte Heizkessel werden gegen neue getauscht, viele Häuser werden saniert , das Umweltministerium stellt dafür 1,9 Milliarden Euro an Fördermitteln bereit.
Novelle des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) tritt in Kraft
Auf die Eigentümer der mehr als 650.000 Wohneinheiten in Österreich kommen mit 2022 einige Änderungen zu. Das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) aus dem Jahr 2002 wurde novelliert und vor wenigen Tagen im Nationalrat beschlossen. Es soll in mehreren Schritten ab 1. Jänner 2022 bis 1. Juli 2022 in Kraft treten. Das bringt die Novelle:
– Eine einfachere Beschlussfassung durch die Eigentümergemeinschaft
– Die Eigentümergemeinschaft muss eine Mindestrücklage von 90 Cent je Quadratmeter Wohnfläche bilden. In Ausnahmefällen ist ein geringerer Betrag zulässig, etwa wenn das Gebäude erst kürzlich saniert wurde
– Erleichterungen beim Einbau von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern, bei der Errichtung von Fotovoltaikanlagen, bei der thermischen Sanierung von Gebäuden, bei der Anbringung von Beschattungsvorrichtungen, aber auch bei der barrierefreien Ausgestaltung von Wohnhäusern oder beim Einbau einbruchsicherer Türen
– Wohnungseigentümer können (bauliche) Vorhaben leichter durchsetzen: Wer nicht mitstimmt, kann nicht mehr alles blockieren. Die Zustimmung gilt als erteilt, wenn man die anderen Wohnungseigentümer ordnungsgemäß verständigt und diese nicht binnen zwei Monaten schriftlich widersprechen
– Künftig reicht für den Beschluss von Renovierungsmaßnahmen eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen aus, wobei mindestens ein Drittel der gesamten Wohnungseigentumsanteile repräsentiert sein muss.
Flexibilität durch modulare Möbel, die Trendfarbe verspricht Spaß
Fliederfarben, Lila-Blassblau oder, wie Pantone sagt „Very Peri“: So heißt der Farbtrend des kommenden Jahres. Eine ungewöhnliche Wahl, wie viele finden, denn der Mischton aus Blau und Rot polarisiert. Dabei soll die Farbe „hauptsächlich Spaß vermitteln“, weiß Wohnpsychologin Barbara Perfahl. „In Sachen Einrichtung wird sie wahrscheinlich eher im Accessoires- oder Textil-Bereich eingesetzt werden. Zierkissen oder Vasen in „Very Peri“ vermitteln Fröhlichkeit und machen sich gut zu Naturtönen und Naturmaterialien, die auch weiterhin den Interiorbereich dominieren“, so die Expertin.
Abseits dieser Farbe gibt es aber auch langfristige Entwicklungen im Wohnbereich, weiß Perfahl: „Die Zeiten sind schwierig, aber genau das bewirkt oft Positives.
Die neu gewonnene Flexibilität beim Wohnen zum Beispiel. Modulare Möbel etwa gibt es schon länger, doch inzwischen sind solche Lösungen in der breiten Masse angekommen und werden stets weiterentwickelt.“ Oona Horx-Strathern sieht zudem einen „Gegentrend zur Globalisierung in der Möbelindustrie: Ultralokal und regional sind die
neuen Stichworte.“